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Ilse Aichinger (*1921)
Ilse Aichinger wurde am 1. November 1921 in Wien geboren. Ihre Mutter, Dr. Berta Aichinger, war Jüdin und von Beruf Ärztin. Ilses Vater war Lehrer. Die Familie Aichinger lebte zuerst in Linz, nach der Trennung der Eltern zog Frau Aichinger mit Ilse und deren Zwillingsschwester Helga nach Wien zu ihrer Mutter. 1938 erteilten die Nazis Dr. Aichinger Berufsverbot. Sie verlor nicht nur ihre Stellung als städtische Ärztin, sondern auch Praxis und Wohnung. Helga konnte mit einem der letzten Kindertransporte nach England entkommen. Ilse, sowie ihre Mutter und Großmutter, sollten ihr nachfolgen. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte dies jedoch. Dr. Aichinger wurde von den Nazi-Behörden als „Halbjüdin“ klassifiziert und nur deshalb nicht deportiert, weil Ilse damals noch nicht volljährig und ihre Mutter somit für die Versorgung einer „unmündigen Halbarierin“ zuständig war. Als Ilse die Volljährigkeit erreichte, versteckte sie ihre Mutter bei sich in dem ihr zugewiesenen Zimmer gegenüber vom Gestapo-Hauptquartier am Morzinplatz. Ilse Aichingers Großmutter und die jüngeren Geschwister ihrer Mutter wurden deportiert und im Todeslager Maly Trostinez bei Minsk ermordet. Ilses Mutter überlebte die Shoah in ihrem Versteck in Wien.
1945 begann Ilse Aichinger Medizin zu studieren, brach das Studium jedoch wieder ab, um Die größere Hoffnung zu schreiben. 1949/50 arbeite sie als Verlagslektorin für S. Fischer. 1953 heiratete sie den Schriftsteller Günter Eich. In dieser Ehe entstanden zwei Kinder, Clemens, der 1998 tödlich verunglückte, und Mirjam Eich. Ilse Aichinger arbeitete an unterschiedlichen Orten in Deutschland und Österreich, sie gewann zahlreiche renommierte Literaturpreise und lebt heute in Wien. Ihre Zwillingsschwester Helga Michie blieb in England und arbeitete dort als Übersetzerin, bildende Künstlerin und Schriftstellerin. Sie lebt heute in London. [1]
In ihren Werken rief Ilse Aichinger schon früh zur Kritik an politischen und gesellschaftlichen Zuständen auf und sprach sich gegen falsche Harmonie und Geschichtsvergessenheit aus. Bereits 1945 schrieb sie einen Text über die Konzentrationslager, Das vierte Tor, der erste in der österreichischen Literatur. 1948 entstand ihr einziger Roman, Die größere Hoffnung, in dem sie die Erlebnisse jüdischer Kinder während des Nazismus literarisch bearbeitet. Der Roman wird aus der Perspektive des fünfzehnjährigen Mädchens Ellen erzählt und ist weniger chronologisch, als vielmehr ein komplexes Werk aus Traum, Märchen und Zeitgeschichte.
Prosa (Auswahl)
Die größere Hoffnung. Roman. Bermann-Fischer, Amsterdam 1948
Herod’s Children. Novel. Atheneum, New York 1963
Rede unter dem Galgen. Erzählungen. Jungbrunnenverlag, Wien 1952
Der Gefesselte. Erzählungen. S. Fischer, Frankfurt am Main 1953
Meine Sprache und ich. Erzählungen. S. Fischer, Frankfurt am Main 1978
Kleist, Moos, Fasane. S. Fischer, Frankfurt am Main 1996
Eiskristalle. Humphrey Bogart und die Titanic. S. Fischer, Frankfurt am Main 1997
Unglaubwürdige Reisen. S. Fischer, Frankfurt am Main 2005
Lyrik (Auswahl)
Verschenkter Rat. S. Fischer, Frankfurt am Main 1978
Kurzschlüsse. Edition Korrespondenzen, Wien 2001
Hörspiele (Auswahl)
Knöpfe. 1953
Zu keiner Stunde. S. Fischer, Frankfurt am Main 1957
Französische Botschaft. 1960
Zu keiner Stunde. Szenen und Dialoge. S. Fischer, Frankfurt am Main 1980
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Quellen:
Wikipedia
S. Fischer Verlag
http://www.acflondon.org/lectu...
http://www.korrespondenzen.at/...
Anmerkungen
1) Zu Werk und Lebensgeschichte der Aichinger-Schwestern erschien anlässlich ihres 90. Geburtstags 2011 das Buch Wort-Anker Werfen. Ilse Aichinger und England, Königshausen & Neumann: Würzburg 2011 http://www.verlag-koenigshause... |
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