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Die Conversations sollen Denkräume zwischen den Autor/innen und ihren Bezugnahmen auf den Referenztext eröffnen. Die Redaktion stellt eine Reihe von Fragen, welche die Autor/innen wählen bzw. auch verwerfen können. Zu antworten, nicht zu antworten und eigene Themen einzubringen, steht den Autor/innen frei.
Conversations Belinda Kazeem / Anna Kowalska
Belinda Kazeem /
In Deinem Beitrag erzählst Du eine Episode aus Adrian Pipers Video, in der eine Schwarze Frau sagt, dass auch sie Pipers „My Calling (Cards)“ in ihrem Alltag brauchen kann. Du schreibst dann, dass bereits an ihrem expliziten Hinweis, sowie an der Belustigung des Publikums ersichtlich würde, dass „ihre Idee bereits eine kreative Übernahme eines ursprünglich anders gedachten Konzepts ist“. Ich würde diese Szene anders lesen, nämlich als Zustimmung und Belustigung darüber, dass weiße Menschen nicht einmal in der Gegenwart von Schwarzen Menschen kapieren, dass sie gerade rassistisch sind bzw. handeln. Und damit meine ich auch diejenigen, die sich selbst als liberal und dezidiert als nicht rassistisch wahrnehmen. Solche Situationen sind doch auch tatsächlich absurd.
Anna Kowalska /
Schon möglich, dass die „kreative Übernahme eines ursprünglich anders gedachten Konzepts“ auf meiner Seite stattgefunden hat. Es ist schwierig, Lachen zu interpretieren. Humor hat viel mit Grenzüberschreitung und mit dem Brechen von Tabus zu tun und ist dabei auch sehr kultur- und zeitspezifisch. Ein Witz kann Verbundenheit herstellen und das Lachen auch ein Anfang von mehr Gemeinsamkeit sein, als ursprünglich vorhanden war – hier denke ich an das heterogene Publikum in Pipers Video. Es ist auch schwierig, eine Arbeit zu diskutieren, die nicht alle gesehen haben. [1] Ansonsten wird mir persönlich durch die Absurdität der Tatsache, dass weiße Menschen sich ihres Rassismus nicht bewusst sind, eigentlich nicht zum Lachen zumute...
Conzepte /
Wie beurteilt ihr die Übertragbarkeit von Adrian Pipers Arbeit aus dem US-amerikanischen Kontext? Lassen sich ihre „My Calling (Cards)“ auf österreichische bzw. deutsche Verhältnisse anwenden? Welches Potential haben hiesige Adaptionen und welche Probleme können auftreten?
Belinda Kazeem /
Eine bloße Übersetzung der Karten ist natürlich nicht ausreichend. Der politische, gesellschaftliche und historische Rahmen ist hier ein ganz anderer als in den USA. Und im Fall einer Übersetzung muss dieser Rahmen entsprechend bearbeitet werden. Doch darum ging es mir nicht.
Mich hat an den Karten Pipers der Moment des Austeilens als Möglichkeit eines Zurücksprechens – im Sinne von bell hooks, ohne tatsächlich zu sprechen – gereizt. Auf der persönlichen Ebene, die mir im Text wichtig war, geht es da auch um den Moment der Konfrontation. Wie könnte ein solcher Moment aussehen und wie würde die Auseinandersetzung ausgehen? Anders als die herkömmlichen verbalen Konfrontationen? Würde es mir gelingen, dabei weniger Energie zu verlieren? Die Eindrücke der unfreiwilligen Kontaktaufnahme schneller abzuschütteln?
Anna Kowalska /
Die Frage nach der Übersetzung der Arbeit an einen speziellen Ort spielt in meinem Text keine Rolle – mich hat interessiert, Pipers Karten auf andere Identitäten zu übertragen und zu untersuchen, wie sehr ihre Arbeit die Identität der Autorin braucht, um zu funktionieren.
Aber ich möchte Dich etwas fragen, Belinda. Bist Du sicher, dass sich eine Auseinandersetzung mit einer solchen Karte für Dich wirklich als energiesparend erweist? Oder hast Du noch an andere, nonverbale Formen der Kommunikation in solchen Fällen gedacht?
Belinda Kazeem /
Der Akt des Zurücksprechens kann auf verschiedenste Weise geschehen, natürlich auch ohne die tatsächlichen Karten. Da ist etwas in Deiner Frage, das mich hellhörig macht. Vielleicht, dass Du fragst, ob die Dinge wirklich so sind, wie ich sie wahrnehme...
In unseren beiden Texten wird die Idee bearbeitet, dass die „My Calling (Cards)“ als Mittel des Zurücksprechens gelesen werden können. Interessant ist dabei doch, dass wir diese Kommunikation von zwei verschiedenen Perspektiven aus betrachten. Wenn Du argumentierst, dass die Karten aus einer (vermeintlich) weißen, solidarischen Position verteilt werden, und weiters davon sprichst, dass die exotische Identität von Künstler/innen oftmals zur Erleichterung aufseiten der weißen Betrachter/innen führt, möchte ich gerne fragen, ob es nicht genau an diesem Punkt, mit dieser Lesart, zu einem erneuten Zentralisieren von weißen Befindlichkeiten kommt? Und sagt uns das nicht wiederum einiges über die bestehende Notwendigkeit, Rezipient/innen mit einer Vielzahl an Identitäten – die nicht statisch gedacht werden – zu konfrontieren?
Anna Kowalska /
Ich schreibe in meinem Text darüber, dass es die Künstlerin selbst ist, die aus einer weißen Position agiert – in dem Moment, in dem sie die Karte austeilt. Das ist mein Ansatzpunkt, an dem ich frage, wer in der Auseinandersetzung mit rassistischen Aussagen bzw. Angriffen aktiv werden kann. Diese Performance macht es unter Umständen möglich, die Energie zu spüren, die in solchen für viele alltäglichen Auseinandersetzungen verbraucht wird. Eine Energie, die ich nicht unterschätzen würde, deswegen meine Frage zum „Energiesparen“.
Kunst kann ein geeignetes Mittel sein, um Energie zu transformieren. Hierzu fällt mir eine andere Arbeit von Adrian Piper ein, „Cornered“. [2] Die Künstlerin ist auf einem Videoschirm zu sehen, der in einer Ecke platziert und hinter einem gekippten Tisch verbarrikadiert ist. Sie beginnt von ihrer eigenen Identität zu sprechen: „Ich bin schwarz.“ Doch betrifft ihr Sprechen ebenso die Betrachterin. Diese wird gezwungen, sich mit ihrer Selbstidentifikation als Schwarze oder Weiße auseinanderzusetzen. Die Energie wird hier direkt übertragen, vervielfacht durch die Videoaufzeichnung. Die Künstlerin muss nicht mehr miterleben, wie die Zuseherin die Energie aufbringt, sich der Frage nach ihrer eigenen Identität emotional und intellektuell zu stellen. Sie hat es geschafft, etwas von ihrer eigenen Auseinandersetzung so weiterzugeben, dass es, dem Prinzip der Entropie entsprechend, keinen Weg zurück gibt.
Conzepte /
Identität und die Frage nach der Brauchbarkeit von Identität für politisches Denken und Handeln ist ein Kernthema, das sich in Euren Bezugnahmen auf Adrian Pipers „My Calling (Cards)“ eröffnet.
Ende der 1990er Jahre gab es eine Menge Debatten über identitäre und anti-identitäre Ansätze. Politische Migrant/innen wiesen darauf hin, dass anti-identitäre Sprecher/innen-Positionen am Ende wieder von weißen Majoritären okkupiert werden. Encarnación Gutiérrez Rodríguez bestand z.B. auf der Notwendigkeit von Identitätspolitiken, solange es die gesellschaftliche Position der Migrantin und ungleich verteilte Rechte und Ressourcen gibt. Hito Steyerl wiederum verwarf identitäre und anti-identitäre Ansätze, da sie im Kampf gegen rassistische Verhältnisse wirkungslos seien und berief sich auf Hannah Arendt: „Im Politischen: Wir müssen erscheinen, sehen und gesehen werden, hören und gehört werden, was wir zeigen, sind wir, nicht umgekehrt. Wir können nicht einfach umhergehen und uns zeigen, wie wir sind. Was wir sind ist nicht wichtig, es ist privat.“ [3]
Wie seht Ihr identitäre und anti-identitäre Politiken heute? Aus Belindas Text geht eine klare identitäre Selbstpositionierung hervor. Annas Text vermittelt eine klare anti-identitäre Selbstpositionierung. Provokant gefragt: Ist es nicht ein (weißes) majoritäres Privileg, auf Selbstpositionierung verzichten zu können? Und umgekehrt: Ist es nicht ein (Schwarzes) minoritäres Privileg, auf Selbstpositionierung beharren zu können?
Anna Kowalska /
Ich denke, dass die hierarchischen Dualismen – majoritär versus minoritär – nicht sehr produktiv sind. Und außerdem: Warum sollten wir Privilegien nicht in Anspruch nehmen? Es kommt ja doch darauf an, was wir daraus machen.
In meinem Text setze ich mich mit einer künstlerischen Arbeit auseinander und hinterfrage die Arbeit – nicht mich selbst – auf ihr Potential, jenseits identitärer Zuschreibung der Akteurinnen noch zu bestehen. Dabei verzichte ich auf das minoritäre Privileg, auf Selbstpositionierung zu beharren, denn das heißt leider in den meisten Fällen, sich auch als Opfer der „Gewaltstrukturen“ zu präsentieren. Mit anderen Worten: ich möchte aus dem erstarrten Dualismus heraus. Hier denke ich mit Hito Steyerl: Diskussionen über Identitäten bringen uns nicht weiter.
Ich fand etwas in Adrian Pipers Arbeit, das meine Gedanken bestätigt: Gerade durch die Verunsicherung, was ihre Identität betrifft, schafft sie es, einen Schritt weiter in das Bewusstsein ihrer Gesprächspartner/innen vorzudringen, als es ihr ohne das Instrument der Kunst möglich wäre. Sie möchte eben nicht, dass sich das Gegenüber mit den Worten: „Ach, schon wieder eine/r von diesen Aktivist/innen, Feminist/innen, Kommunist/innen, …“ erleichtert wegdrehen kann, sondern dass sie/er sich getroffen fühlt: an diesem Ort, zu diesem Zeitpunkt, im Hier und Jetzt.
Belinda Kazeem /
Ich stimme Dir zu, Anna, was die Frage der Privilegien angeht. Schließlich können wir ja auch konstruktiv damit arbeiten. Gleichzeitig halte ich es für eine Verkürzung, alles auf eine Frage von Privilegien zu reduzieren. Ich befinde mich da in einer ,andauernden Denkbewegung‘. Deshalb wirst Du in meinen Arbeiten verschiedene Zugänge finden. Ich begreife Schwarz als unendlich komplex und different, als nicht-essentialistisch und als nicht-monolithisch. Nach meinem Verständnis kann niemand für andere sagen, was dieses Schwarz alles ist oder nicht ist. Daher fühle ich mich auch nicht als „Opfer der ,Gewaltstrukturen‘“ festgeschrieben – auch wenn manche das vielleicht in meinen Text hineinlesen. Denn es wächst vieles aus diesem Schwarz, was ich nicht darauf reduziert sehen möchte. Und irgendwann komme ich hoffentlich zu einem Ergebnis jenseits der Dichotomie anti-identitär und identitär – zu einem Sein, das sich von außen nicht festmachen lässt, weil es nie abgeschlossen und immer unterwegs ist.
Hito Steyerls Ausspruch ,Das Nachdenken über Identitäten bringt uns nicht weiter‘ würde ich differenzierter sehen wollen. Denn was machen wir damit, dass wir immer wieder auf das Thema Identität zurückgeworfen werden? Es ist doch eher so, dass uns das Nachdenken über Identität in der dominanten Vorstellung nicht weiterbringt. Wir müssen uns um neue Vorstellungen von Identität bemühen. Nur so kann Identität als eindimensionales, enges und starres Korsett aufgegeben werden.
Conzepte /
Wie ist Euer Bezug zur Arbeit Adrian Pipers? Ihr Werk ist ja sehr umfangreich und vielfältig, sie hat Videoinstallationen, theoretische Texte, Zeichnungen, Aktionen und große Ausstellungen gemacht. Wann seid Ihr auf Pipers Arbeit gestoßen, was bedeutete sie Euch zu verschiedenen Zeiten?
Anna Kowalska /
Was mich an Adrian Pipers Werk interessiert, ist wie sie ihre ursprünglich rein konzeptuellen Ideen später mit politischen Aussagen verbindet und wie sie ihre Ausdrucksform weiterentwickelt. Für mich sind die elementaren Ideen Pipers aus den 1970er Jahren sehr wichtig und erhellend für ihr späteres Werk. Ganz besonders beeindruckt hat mich die Serie „The Mythic Being,“ weil sie Fragen zur Identität performativ bearbeitet. Wesentlich finde ich auch, dass sich Piper – vor allem in den frühen Performances – an Fragestellungen der Philosophie orientiert und somit ihre eigenständige theoretische Grundlage entwickelt.
Belinda Kazeem /
Meine Auseinandersetzung mit Adrian Piper ist ein Prozess. Wie Du sagst, ist ihr Werk sehr umfangreich und vielfältig und ich würde noch hinzufügen: herausfordernd. Die „My Calling (Cards)“ habe ich zum ersten Mal 2005 gesehen, als ich mich gerade mit Künstler/innen wie Rotimi Fani Kayode, Ike Ude, María Magdalena Campos Pons oder Yinka Shonibare und deren Umgang mit (diasporischer) Identität beschäftigt habe. Ich fühle mich immer wieder zu Pipers Arbeiten hingezogen – und da trenne ich nicht zwischen künstlerisch, theoretisch, etc. Mich spricht Pipers Vielschichtigkeit und politische Direktheit an, die Verbindung verschiedenster Ebenen.
Conzepte /
Zur Form Eurer Texte: Annas Text liest sich erst wie eine Rezension, verwandelt sich dann aber in eine literarische Recherche, die Fragen an die Leser/innen richtet. Belindas Text hat eine zirkuläre Form, die am Schluss wieder zur Ausgangssituation zurückkehrt. Das ist ein sehr filmischer Ansatz. Und während Belinda eine autobiografische Protagonistin zur Akteurin ihres Textes macht, stellt Anna die Frage nach der Autorin in Frage und plädiert für eine radikale „Nichtbesetzung“ dieser Position – die Autorin wird zur „Blackbox“ mit unbekannter Identität und Geschichte.
Wie kam es zur Entscheidung für die jeweilige Textform und wie blickt Ihr mit einem Abstand auf Euren Text, auf stilistische Elemente? Welches Publikum denkt ihr Euch, oder wie definiert Ihr überhaupt ein Publikum?
Anna Kowalska /
Die Idee zur Autorin als „Blackbox“ hat sich aus meiner Sicht auf Pipers Arbeit entwickelt. Die Aussage der Künstlerin, man könne in einen Menschen nicht hineinschauen, sondern nur durch Verhalten kommunizieren, verweist auf das Konzept des Behaviorismus, das damals sehr populär war. Ich wollte aus heutiger Perspektive prüfen, wie weit Pipers Identität für die Rezeption ihrer Arbeit wichtig ist bzw. wie ihre Performance von Menschen unterschiedlicher Identitäten weitergeführt werden kann. Ich wollte es aber vermeiden, über meine Geschichte oder über persönliche Erfahrungen zu schreiben. So ist aus der Lesart von Pipers Arbeit auch die Form meines Textes entstanden, allerdings mit einer Vorgabe an mich selbst, die von Anfang an da war.
Belinda Kazeem /
Ich wollte keine Rezension schreiben. Es war schwierig zu beginnen. Und dann hat sich die Frage gestellt, wieso dem so ist. Ich wollte mich nicht mehr erklären, eigentlich wollte ich gar nichts mehr erklären. Aber ich wollte trotzdem im Text sein und darüber reden, was diese unfreiwilligen Kontaktaufnahmen erzeugen. Das ist ein ganz anderes Ziel, als es Anna in ihrem Text verfolgt. Erst habe ich an eine fiktive doch in ihren Facetten auch reale Schwester geschrieben – die Urversion des Textes hieß ja „A letter to a sista friend“ nach einem Lied von Ursula Rucker. [4] Da ging es ganz stark darum zu reflektieren, was mein Unbehagen auslöst und gleichzeitig dieses Unbehagen mit dem Schreiben niederzuringen. Einmal mehr habe ich erkannt, wie wichtig mir das Schreiben als Prozess ist.
Mit einem zeitlichen Abstand zum Text würde ich sagen, dass der Entstehungsprozess ein sehr spannender war. Aber es ist mir nicht gelungen, mich nicht zu erklären. Da half auch keine realfiktionale Schwester. Das hat ganz viel mit (m)einer identitären Positionierung zu tun, und mit dem Willen, eine persönliche Auseinandersetzung und keinen „neutralen“ Text zu schreiben.
Was das Publikum betrifft: Mit dem Titel „Energie sparen“ können vielleicht auch Menschen etwas anfangen, die bei „A letter to a sista friend“ möglicherweise gleich ausgestiegen wären. Und vermutlich gibt es da auch einen Überraschungseffekt, das wäre ja was.
Anna Kowalska /
Du schreibst, dass Du mit Pipers Beispiel vor Augen eigene „My Calling (Cards)“ gestalten willst, die Deinem Raum und Deiner Zeit entsprechen. Wie würden denn die von Dir gestalteten Karten aussehen? Möchtest Du etwas am Text ändern, gibt es eine andere Botschaft, die Du formulieren willst? Oder kannst Du Dir vielleicht noch andere, modernere Medien vorstellen, die bei dieser Auseinandersetzung hilfreich wären?
Belinda Kazeem /
Ich hätte wohl mehrere ,(My) Calling Cards‘ für verschiedene Anlässe. Eine für den alten, weißen Mann letzte Woche an der Haltestelle, der sich bei mir über die Unzuverlässigkeit der Straßenbahnen beschwert, im selben Atemzug zwei vorübergehende Frauen beschimpft und sich an mich wendet, um zu erklären: „Es ist unglaublich, welches Gesindel jetzt in Österreich lebt, die sollte man alle [...]“ Du weißt, wie der Satz weitergeht. In dieser Situation wäre „My Calling (Card) #1“ sicherlich passend, obwohl ich mich mit der Anrede „Dear friend“ schwer tue.
Definitiv bräuchte ich auch eine Karte, die sich mit unerwünschten Fragen nach meiner Herkunft, Sprache, meinen Haaren, etc. auseinandersetzt. Und die „My Calling (Card)# 2“ würde ich ohne irgendeine Adaption verwenden.
Ach ja, ich bräuchte noch eine Karte, die Starren angeht. Eine Freundin hat mir einmal von einem Schwarzen Mann erzählt, der ein T-Shirt trug, auf dem stand: „Don’t watch me, watch television.“ Das finde ich genial. Ja, T-Shirts mit Messages. Nicht unbedingt neu, aber immer noch wirksam.
Da die öffentlichen Verkehrsmittel jetzt alle mit Screens ausgestattet sind, wäre es wohl möglich, die diversen Karten nicht anlassbezogen, sondern als grundsätzliche antirassistische, antiheterosexistische Positionierung abzuspielen, sozusagen im Dienste des Awareness Raising.
Aber wenn ich mir wirklich alles ausdenken könnte, dann wäre wohl die absolute Steigerung von Energiesparen, die Karten nicht selbst austeilen zu müssen, sondern einen Button in der Straßenbahn drücken zu können, der die verschiedenen ,(My) Calling Cards‘ als Durchsage abspielt. Oder eine Antidiskriminierungseinsatzgruppe mit Kennmelodie ähnlich den Ghostbusters: Rassistisch-sexistischer Vorfall, du drückst eine Taste auf dem Handy und die „Discriminationbusters“ kommen und erledigen den Rest.
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Das Gespräch mit Belinda Kazeem und Anna Kowalska über ihre Texte zu Adrian Pipers Arbeit My Calling (Card) #1 and #2 (1986) wurde per Email geführt und redaktionell gekürzt. Die Fragen stellte Jo Schmeiser.
Anmerkungen
1) Adrian Piper, „My Calling (Card) #1. Meta-Performance“, 1987-1988. Ein Ausschnitt des Videos ist online zu sehen: http://www.adrianpiper.com/vs/...
2) Adrian Piper, „Cornered“, Videoinstallation, Museum of Contemporary Art, Chicago 1988
3) Encarnación Gutiérrez Rodríguez, „Seiltänzerinnen und Jongleurinnen. Antirassistische Öffentlichkeiten von Frauen im Kontext von Diaspora, Exil und Migration“, S. 9-12, und Hito Steyerl, „Murphy’s Law. Politik statt Ontologie“, in: Gabriele Marth, Jo Schmeiser (Hg), Vor der Information: Antirassistische Öffentlichkeiten. Feministische Perspektiven, Wien 2000, S. 18-21, hier: S. 20; http://no-racism.net/literatur...
4) Ursula Rucker, 2001, featuring Vicki Miles, „Letter To A Sister Friend“ |
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